Kapitel 02

Das Scrum Team

Das Scrum-Team besteht aus den Entwicklern, dem Scrum Master und dem Product Owner. 

Allgemeines

Scrum Master

Der Scrum Master ist das Herz des Scrum-Teams und sorgt für den gleichmäßigen Herzschlag: die Sprints. Seine Aufgabe ist alle Teammitglieder dabei zu unterstützen, fokussiert und effizient arbeiten zu können. Er fördert nicht nur die Entwicklung der Zusammenarbeit innerhalb des Scrum-Teams, sondern auch jene mit der Gesamtorganisation.

Ziel

  • Optimierung der Zusammenarbeit im Scrum-Team und mit dessen Stakeholdern.

  • Dem Teamgedanken Leben einhauchen und das Selbstmanagement des Teams stetig fördern.

  • Das Team an die agilen Werte und Prinzipien heranführen.

  • Das Verständnis für die Notwendigkeit klar und präzise formulierter Backlog Items fördern.

  • Die Beseitigung von Impediments herbeiführen.

Skills

  • Ein großartiger Scrum Master kann eine konstruktive, lösungsorientierte Diskussion anleiten.

  • Er verfügt über:

    • die Fähigkeit und den Mut, Konflikte und Fehlentwicklungen anzusprechen.

    • die Geduld und Durchsetzungskraft, das Team und die Organisation bei der Beseitigung von Impediments (Hindernissen) wirksam zu unterstützen.

    • Verständnis für Teamdynamik und die Fähigkeit Vertrauen aufzubauen.

  • Folgende Eigenschaften helfen ihm bei der Umsetzung:

    • Offenheit, Respekt und Mut

    • Überzeugungskraft und Frustrationstoleranz

    • True Leadership

    • Versiert im Umgang mit verschiedensten Persönlichkeiten und Zielsystemen

Verantwortung

  • Vorbild für agiles Denken und Tun sein.

  • Die Entwickler durch Coaching zu Selbstmanagement und Cross-Funktionalität hinführen.

  • Scrum Events einführen und in weiterer Folge das Team bei der Durchführung unterstützen.

  • Sicherstellen, dass die Vision und Ziele von allen Mitgliedern des Scrum-Teams verstanden werden.

  • Gegebenenfalls Coaching des Product Owners bezüglich Definition des Produktziels, Aufbau und Gestaltung des Backlogs und nutzenorientierter Produktplanung.

  • Durch Austausch mit anderen Scrum Mastern sowie Vertretern der Organisation einen Beitrag zur agilen Transformation der Gesamtorganisation leisten.

Tipps

  • Teamentwicklung braucht Zeit – Scrum Master brauchen Geduld.

  • Die Weiterentwicklung der Scrum Master Rolle und des Teams gehen Hand in Hand. Auch der ScrumMaster sollte daher laufend seine Arbeit nach dem Inspect and Adapt Prinzip evaluieren und anpassen.

  • Der Scrum Master soll keine weitere Rolle im Team übernehmen, da dies schnell zu Lasten der Teamentwicklung geht.

  • Die Aufgabe des Scrum Masters ist es, Fehlentwicklungen aufzuzeigen, nicht sie zu beseitigen.

  • Die größte Wirkung entfaltet der Scrum Master, wenn er im täglichen Tun bei den kleinen Dingen konsistent auf die agilen Prinzipien achtet und damit Agilität für das Team erlebbar macht.

Entwickler

Die Entwickler sind als „Produktentwickler“ gemeinsam für die Erstellung des konkreten Produktinkrements in jedem Sprint verantwortlich. Die benötigten Kompetenzen hängen vom konkreten Projekt ab und können sehr breit gestreut sein. Bei Softwareprodukten gelten Programmierer genauso als Entwickler, wie zum Beispiel Experten für User Experience. Im allgemeinen sind alle Kompetenzen eingeschlossen, die zur Umsetzung des konkreten Produkts jeweils benötigt werden.

Ziel

  • Regelmäßig ein Produktinkrement liefern, das die vereinbarten Qualitätskriterien erfüllt.

  • Effizienz und Effektivität der Entwicklung optimieren.

  • Täglich die Aktivitäten so anpassen, dass das Sprintziel erreicht werden kann.

Skills

  • Die Entwickler decken die technischen Kompetenzen vollständig ab, welche für die Lieferung eines Produktinkrements benötigt werden. Somit sind sie für die Lieferung nicht von anderen Personen oder Teams abhängig.

  • Die Teammitglieder arbeiten interdisziplinär und cross-funktional zusammen.

  • Die Teammitglieder lernen voneinander.

Verantwortung

  • Ende-zu-Ende Verantwortung: Erstellung des voll funktionsfähigen Produktinkrements in jedem Sprint und Bereitstellung auf einer produktionsnahen Umgebung.

  • Entscheidung wie die Product Backlog Items umgesetzt werden.

  • Effiziente und effektive Organisation der Umsetzungstätigkeit:

    • Effizienz: Berücksichtigung der besonderen Fähigkeiten der Teammitglieder.

    • Effektivität: Cross-Funktionalität, damit das Sprintziel gemeinsam verlässlich erreicht werden kann.

Tipps

  • Für beste Effizienz und Effektivität sollen die Teammitglieder Vollzeit für ein Scrum-Team arbeiten.

  • Ebenso wichtig ist, dass das Team möglichst stabil ist.

  • Gemäß dem Pull-Prinzip soll jedes Teammitglied proaktiv überlegen, was für die Erreichung des Sprintziels nötig ist und sich entsprechend einbringen.

Wichtige Begriffe

Cross-funktional: Manchmal wird Cross-Funktionalität so interpretiert, dass jedes Teammitglied alles können soll. Dies ist nicht richtig! Das Scrum-Team soll alle Kompetenzen im Team zur Verfügung haben, um in jedem Sprint ein vollständiges, funktionsfähiges Produktinkrement zu liefern und das Sprintziel erreichen zu können.

Dies bedeutet idealerweise, dass

  • alle benötigten Spezialisierungen im Team vertreten sind.

  • die Kompetenzüberschneidung groß genug ist um eine gemeinsame Sprache als Voraussetzung für gemeinsame Lösungsfindung komplexer Probleme zu gewährleisten.

  • die Kompetenzüberschneidung groß genug ist, um dem Team flexiblen Umgang mit Ausfällen oder unerwarteten Herausforderungen zu ermöglichen..

Product Owner

Der Product Owner wandelt gemeinsam mit den Entwicklern die Vision des Auftraggebers in ein Produkt mit dem größtmöglichen Business Value um. Sein wichtigstes Werkzeug ist das Product Backlog, für dessen Management er verantwortlich ist. Der Product Owner ist letztverantwortlich für den Erfolg oder Misserfolg des Projekts.

Verantwortung

  • Umsetzung der Vision des Auftraggebers.

  • Entwicklung und Kommunikation des Produktziels.

  • Optimierung des Produkts im Hinblick auf den Business Value.

Skills

Der Product Owner wandelt gemeinsam mit den Entwicklern die Vision des Auftraggebers in ein Produkt mit dem größtmöglichen Business Value um. Sein wichtigstes Werkzeug ist das Product Backlog, für dessen Management er verantwortlich ist. Der Product Owner ist letztverantwortlich für den Erfolg oder Misserfolg des Projekts.

  • Ein großartiger Product Owner vereint mehrere Rollen in sich:
    • Stratege und Marktanalyst und Marktanalyst

    • Produktdesigner

    • Kundenbetreuer und nicht zuletzt

    • Projektmanager

  • Folgende Eigenschaften helfen ihm bei der Umsetzung:

    • Zielorientiert, strukturiert, vorausschauend, den Überblick bewahrend

    • Versiert im Umgang mit verschiedensten Persönlichkeiten

    • Verhandlungsgeschick und die Fähigkeit, Interessen auszugleichen

Verantwortung

  • Der Product Owner:
    • ist eine einzelne Person, keine Gruppe von Personen oder ein Team.

    • ist die Person, der die Entscheidung über die Reihenfolge der Umsetzung obliegt.

    • Die Entwickler bearbeiten ausschließlich die Backlog Items, die mit dem Product Owner vereinbart wurden.

  • Der Product Owner ist verantwortlich für:

    • die nutzenorientierte Gestaltung und die wirtschaftlich erfolgreiche Umsetzung des Produkts.

    • das Backlog, inklusive Festlegung einer Reihenfolge (Priorisierung) mit der der Nutzen des Produkts optimiert wird.

    • die freie Zugänglichkeit des Product Backlogs für alle Stakeholder und dass das Backlog transparent aufzeigt, woran als nächstes gearbeitet wird.

    • dass die Backlog Items von allen Stakeholdern verstanden werden.

    • die Überprüfung der Zielerreichung in jedem Sprint.

Tipps

  • Gute Vorbereitung, der Dialog mit den Entwicklern und die Verfügbarkeit des Product Owners während des Sprints sind zentrale Erfolgsfaktoren für die Leistungsfähigkeit eines Scrum-Teams.
  • Je besser die Entwickler die Geschäftsziele und die Vision des Auftraggebers verstehen, desto besser passen die umgesetzten Lösungen dazu.

  • Wichtig ist, alle Planungsebenen – Vision, Roadmap und Sprintplan – explizit auszuführen, um alle Stakeholder optimal abzuholen.

  • Achtung! Zwischen groß und wertvoll besteht kein direkter Zusammenhang! Daher liefert das Scrum-Team nicht automatisch viel Business Value wenn es ein großes Backlog Item umgesetzt hat.

  • Wenn im Zieldreieck Build the right thing / Build the thing right / Build fast (Kosten/Qualität/Zeit) Konflikte auftreten, empfiehlt es sich, im Interesse der Maximierung des Business Value zunächst den Scope (Build the right thing) zu hinterfragen und zu versuchen, den vereinbarten Zeitplan einzuhalten.

Wichtige Begriffe

Output vs. Outcome vs. Impact
  • Der Output wird anhand von Kennzahlen wie Velocity oder Fertigstellungsgrad gemessen und verfolgt. Der Output spiegelt sich in der Abnahme der umgesetzten Backlog Items im Sprint Review wider. Dies hat primär den Nutzen, dass die Entwickler in ihren Prognosen sicherer werden, was die Möglichkeiten des Product Owners, die Produktumsetzung zu steuern, verbessert.
  • Der Business Value wird jedoch mehr vom Outcome – also dem Ergebnis – bestimmt. Der Outcome drückt sich im Mehrwert für den Benutzer aus. Der Output kann hoch sein – wenn das Ergebnis für die Zielgruppe jedoch nicht relevant ist, ist der Outcome trotzdem niedrig.

  • Der Impact – die Auswirkung – wird zum Beispiel an Verhaltensänderungen der Benutzer sichtbar. Im Impact schließt sich auch wieder der Bogen zur klassischen Unternehmensführung, da Indikatoren wie Gewinn und RoI zur Impact Messung ebenfalls geeignet sind.